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Wertewandel und Konsumverhalten

Der gesellschaftliche Wertewandel hat auch zu einem gewandelten Konsumverhalten geführt: Jeder 4. Verbraucher in Deutschland richtet seine Konsumentscheidung mittlerweile auf Nachhaltigkeit aus, für die meisten dieser Konsumenten ist Regionalität fester Bestandteil ihres Einkaufsverhaltens. Der Lebensmitteleinzelhandel hat darauf reagiert: Marken wie „Unsere Heimat“, „Gutes aus der Heimat“ oder „Unser Norden“, die wir ebenfalls auf diesem Portal vorstellen, sprechen gezielt das Heimatgefühl der Verbraucher an, das mitunter mit einer postmaterialistischen Konsumkritik einhergeht. Für den Handel machen gut geführte Regionalprodukte durchaus Sinn: Sie bieten margenstarke Umsätze. Erfolgreich werden diese Angebote jedoch nur sein, wenn sie über einen sichtbaren Heimatbezug verfügen, der sich den Käufern beim Betrachten der Ware nachvollziehbar erschließt.

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Franz-Martin Rausch, „Vielfalt im Wandel“:

Franz-Martin Rausch, „Vielfalt im Wandel“:

„Bio- und regionale Lebensmittel,  fairer gehandelte Produkte, Frische-Convenience: Der Ausbau dieser Warengruppen folgt einem Nachfragetrend, der seine Ursachen in gesellschaftlichen Wandlungsprozessen hat. Aktuelle Forschungsarbeiten der Gesellschaft für Konsumforschung umschreiben diese Entwicklungen mit den Begriffen Individualisierung und Flexibilisierung sowie Inszenierung und Authentizität.

Das trifft besonders die 20- bis 40-Jährigen, die bereits heute vor allem aber in naher Zukunft eine der wichtigsten Kundengruppen für den Lebensmitteleinzelhandel bilden. Von diesen Generationen wird eine hohe Flexibilität auf dem Berufsausbildungs- und Arbeitsmarkt verlangt. Sie haben die Auflösung tradierter sozialer Milieus bewusst erfahren, indem sie nicht mehr wie selbstverständlich den Lebens- und Arbeitsbiografien der Eltern gefolgt sind. Ihre Lebensentwürfe sind von Zeit- und Sozialstress, von Brüchen und Diskontinuitäten gekennzeichnet. Die Fähigkeit zur Selbstvermarktung und Inszenierung ist eines der entscheidenden Kriterien für ihren beruflichen Erfolg, aber auch im erweiterten sozialen Umfeld.

Hinzu kommt, dass die Vielfalt im Informations- und Konsumangebot die Verbraucher heutzutage permanent herausfordert, eine Wahl zu treffen. Wer die Wahl hat, hat dabei immer öfter aber auch wirklich die Qual. Treffe ich für mich (und meinen Partner) die richtige Entscheidung? Habe ich alle dafür notwendigen Informationen?

Diese Übernahme von Verantwortung, das Treffen von Entscheidungen, das nahezu unübersichtliche Informationsangebot und die ständige Anforderung, sich von anderen unterscheidbar zu machen, ist anstrengend und kräftezehrend. Rückzugsmöglichkeiten schafft hier nur die private Nische. Der Notwendigkeit zur Selbstvermarktung im öffentlichen Raum wird das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung im privaten Raum gegenüber gestellt. Im Bereich des Konsums äußert sich dieser Wunsch unter anderem in der starken Zuwendung zu Natur, Regionalität und Frische. “

Quelle
RAUSCH, Franz-Martin, Vielfalt im Wandel,
Internetseite www.lebensmittelwirtschaft.org
17.03.2014

GfK, „Nachhaltig oder regional – am besten beides“:

GfK, „Nachhaltig oder regional – am besten beides“:

‚Heimat‘ ist Kopfsache, jedenfalls für Neurologen. Ein ‚Heimatgefühl‘ entsteht für sie dadurch, dass sich im menschlichen Gehirn ‚Engramme‘ bilden, Inschriften von immer wieder (positiv) erlebten realen Situationen als dauerhafte Spur im Denken und Fühlen. Heimat ist also nicht nur da, wo man geboren wurde und aufgewachsen ist. So gesehen kann ‚a Preiß‘ durchaus in Bayern heimisch werden, selbst wenn er dort auf Lebenszeit ‚a Zuagroasta‘ bleibt.

Heimat schafft Identität, prägt Mentalität und Charakter, Welt- und Wertauffassungen. Dass die Menschen heimatliche Traditionen pflegen, war schon immer so. Neu ist hingegen, dass das Heimatliche im Alltag immer bedeutender wird, auch beim Einkaufen: ‚Unsere Heimat‘, ‚Unser Land‘, ‚Unser Norden‘ – mit Produkten aus der Region begeistert und überzeugt der Handel mehr und mehr seine Kunden.

In den letzten drei Jahren ist die Zahl der Konsumenten, die bereitwillig mehr Geld für regionale Produkte ausgeben, um drei Prozentpunkte gestiegen. Fast die Hälfte der Verbraucher spricht heute positiv darauf an. Dabei sind die Gründe recht unterschiedlich; sie reichen von purer Heimatliebe bis hin zu ‚nachhaltiger‘ Verantwortung. Denn regionale Produkte sind oft frischer, stets weniger weitgereist und zudem hilft deren Kauf der heimischen Wirtschaft und den Beschäftigten: regionaler Konsum ist moralischer Konsum.

Quelle
GFK Consumer Panels, Nachhaltig oder regional – Am besten beides, Consumer Index Total Grocery 03-2014